Montag, 4. Juli 2016

Farny Business

Also bei uns in der Vorstadt wird ja total "in Immobilien gemacht" - es wird gebaut und gekauft, was das Zeug hält. Als gäbe es kein Morgen (!) mehr. Auf zahlreichen alten Datschen-Grundstücken werden z.T. wirklich schöne kleine, verträumte Lauben dem Erdboden gleich gemacht - ebenso der oft alte und sehr schöne Baumbestand selbiger, um dort einen chicen Neubau in puristischer Szenerie zu platzieren. Und das in unserer hübschen Kleinstadt, die besonders durch ihre alten Prachtbauten und herrlichsten Baumbestand so sehr besticht. I am not amused.

Neulich entdeckte ich eines dieser wunderbaren, alten Grundstücke. Die alte Datsche lag bereits in sich zusammen gefallen und bemanntes Baggergerät stand einsatzbereit am Grundstück, um dieses in den nächsten Stunden wohl "baufein" zu machen.
Das Grundstück war über und über bestückt mit Farnen. Richtig großen, üppigen, wunderschönen.
Wie schade, dachte ich, denn man könnte doch ganz einfach interessierten Gartenfreunden diese und andere Pflanzen zum Ausbuddeln anbieten, bevor man sie heraus reißt oder platt walzt.

Ich fragte mich also durch die Runde Bauarbeiter bis hin zum Bauherrn, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich kurz mit meinem Spaten zustechen dürfe (in den Erdboden versteht sich), um diese schönen Pflanzen vor dem schnellen Tod zu retten. In ihrem Brandenburger Charme brummten die wandelnden Blaumänner sich irgendetwas zusammen, das ich auf jeden Fall für ein eindeutiges "ja" (von mir oos, wennet schnell jeht) deutete. Fein.
Ich rüstete mich also daheim rasch mit diversem Buddelwerk und Transporttaschen aus und machte mich binnen Minuten mit dem Auto auf den Weg zu besagtem Grundstück. Ich fühlte mich dabei ein ganz klein wenig wie eine engagierte und kompromisslose  Greenpeace-Aktivistin (#savethesuburb). Um die pausierenden Bauarbeiter nicht noch länger von ihrem Tagewerk abzuhalten, machte ich mich rasch an die Arbeit und buddelte - mit 8 Augenpaaren im Nacken - mindestens 20 der Farne vorsichtig aus, um sie sodann noch vorsichtiger mit den Transporttaschen ins Auto zu hieven.

Zuhause angekommen, pflanzte ich sie sogleich in einem Halbkreis um unsere 150 Jahre alte Eiche herum. Farne und Eiche haben sofort Freundschaft geschlossen und machen sich im Duett wirklich hervorragend. Mit ein wenig Kompost und steter Feuchtigkeit sind sie mittlerweile hervorragend angegangen und erfreuen mich jeden Morgen beim Gang aus dem Haus.

Ist er nicht farnel... äh... fabelhaft?







Übrigens, war ich gestern in unserer Vorstadt unterwegs und entdeckte vor einem Grundstück alte Speißfässer, die mit diversem Pflanzengrün plus Wurzel bestückt waren - darauf ein Zettel mit der Aufschrift: zum Mitnehmen! Auch wenn ich hier nicht zugegriffen habe, habe ich mich über die Aktion gefreut. Geht doch auch anders!

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