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Mittwoch, 20. Juni 2018

Ick war een Berliner!

Ick war eener. Acht lange Jahre lang. Und watt soll ick Dir sagen? Ick bin froh, der (Vor-)Stadt den Rücken zu zukehren, ooch wenn ick jetzt ´nen Shitstorm herauf beschwörn tu von wejen "hippe Weltmetropole". Ditt macht ma ja nüscht! Et is Zeet, zu de Wurzeln zurück zu kehren. Mehr sag ick da ooch nüscht zu. Da is´n Berliner eigen. Und´n Wahl-Berliner sowieso.

Als Abschiedsessen quasi hab ick uns in Berliner Manier (ja, dit kann ick) Kalbsleber mit Äppeln und Zwiebeln jekocht oder besser jebraten. Ditte können die Berliner (und Umländer) nämlich janz jut und wir drei verbinden schaue Erinnerungen mit dit Essen bei unsere Ausflüje inne Rejon. 




Meen Rezept, watt man übrijens ooch im Ruhrpott kennt und schätzt, jeht so: 

600 g Kalbsleber in Bio-Qualität 🍎 4 mitteljroße Äppel 🍎 4-5 Zwiebeln 🍎 Butterschmalz 🍎 ´nen Sack Kartoffeln 🍎 Milch 🍎 Muskat 🍎 Salz & Pfeffer ausse Mühle 🍎 4-5 EL Mehl  🍎 1 EL Zucker 🍎 evtl. wat Appelsaft 🍎 ´n Stich Butter

Die Äppel un´ Zwiebeln schälen, in Streifen schneiden, in eener Pfanne in Butterschmalz anbraten und jemütlich schmoren lassen. 



Später een Esslöffel Zucker zum Karamellisieren dazu jeben. Wer et etwas "saftiger" mag, kann während det Schmorvorjangs noch eenen Schuss Appelsaft hinzu tun.
Dann kannse Kartoffeln schälen, säubern, vierteln und ca. 30 Min. abkochen lassen. 
Die Leber säubern, vonne Sehnen und Häutchen befreien, in Streifen schneiden, pfeffern und leicht in Mehl wälzen. In eener Pfanne in Butterschmalz von jeder Seite ca. 2-3 Minuten braten, bis die Streifen leicht kross werden. Nimm oof jeden Fall een Probehäppchen, um den Jarpunkt festzustellen. Zu langes Braten macht de Leber schnell hart und unjenießbar. 
Die Kartoffeln abjießen und mit Milch, etwas Salz, ´n Stich Butter und (frischem) Muskat grob stampfen.




Die Leber mit den geschmorten Äppeln und Zwiebeln anrichten, Kartoffelstampf dazu jeben und jenieeeeeeßen! Juten Hunga, wa!




Samstag, 9. September 2017

Schloss Bellevue

Vor einigen Wochen fanden wir in unserem Briefkasten eine wunderbare Einladung - tatsächlich vom Bundespräsidenten! Wowi. 
Dieser lud uns hochoffiziell zum Bürgerfest ins Schloss Bellevue ein, das am gestrigen Tage statt fand. Wie aufregend für das Grinsekätzchen, mich und den Herzkönig! 
Die Wetterprognosen waren leider ernüchternd, die Wahl eines feinen Outfits umso schwieriger. 
So machten wir uns am Freitagnachmittag auf den Weg von unserer verträumten Vorstadt ins geschäftige Berlin. Ziel: roter Teppich, Bellevue. 





Gemeinschaft und Ehrenamt waren die zentralen Themen des Festes; zahlreiche Organisationen, Initiativen und Unternehmen präsentierten sich an kleinen Pagoden-Ständen und gaben Einblick in ihre ehrenamtliche Arbeit, mit der sie gesellschaftliche Herausforderungen meistern und sich mit viel Herz für Mitmenschen einsetzen. Das Engagement der Menschen hinter den Projekten hat uns begeistert und zuweilen auch gerührt! Wie wunderbar, so viel Tatendrang zu spüren!


Zum Auftakt gaben sich der Bundespräsident und die First Lady die Ehre und lasen zahlreichen kleinen (und großen) Gästen aus Cornelia Funkes "Der geheimnisvolle Ritter Namenlos" vor. Schmökern bei Regenwetter mal anders - nämlich nicht auf der Couch...

Wir strotzten kühlen Temperaturen und Dauerregen und schlenderten mit Schirm und Charme (ohne Melone) durch den wahrlich wundersamen Schlossgarten.










Geschicklichkeitsspiele, Kletterturm und Torwand begeisterten derweil das Grinsekätzchen.

 
Zwischen den Informationsständen tummelten sich zahlreiche Futterbüdchen, die zu deftigen Snacks einluden. Bei dem Wetter - genau das Richtige. Wo gab es noch gleich das zünftige Bierchen zum smarten Hering?





Auf zwei großen Bühnen begeisterten u.a. Lang Lang, die Neue Philharmonie, Matz Mutzke und Julian le Play die Zuschauer. Mein heimlicher Favorit mit Gänsehautfeeling war Letztgenannter. Musste inne halten und lauschen. Tiefgründig und episch. So mag ich´s; Seelenfutter!

So verschnackten wir den Abend mit zahlreichen Freunden & Bekannten sowie neuen Bekanntschaften. Aus kleinen Gesprächsrunden wurde rasch ein großer, illustrer Kreis.




Eine Foto-Lightshow auf der Fassade des Schlosses und ein späteres Feuerwerk rundeten den erlebnisreichen Nachmittag ab und ließen uns mit zahlreichen Eindrücken und Impulsen die Heimfahrt antreten.








Vielen Dank dafür, verehrter Herr BuPrä - es war ein tolles Fest!

Kleiner Nachtrag: da zahlreiche meiner Aufnahmen wegen des schlechten Wetters unbrauchbar waren, durfte ich in Teilen aus dem aktuellen "Fotofundus" von Frank Kotowski zurück greifen. Merci!

Samstag, 31. Dezember 2016

Goldiges zum Jahreswechsel

Zwischen den Tagen hat es mich erwischt. So richtig erwischt. Ich weiß nicht, wie dieses Virus auf die Idee kam, gerade mich zu befallen - aber plötzlich war es da. Fies. Einzelheiten erspare ich Dir.

Zu Silvester sind wir dieses Jahr eingeladen. Bei Nachbarn, direkt um die Ecke. Gut also, dass wir selbst keine große Einladung ausgesprochen haben, sie wäre womöglich ausgefallen, denn ich war wirklich malad. Und bin es immer noch. Ein wenig.
Ich habe mir aber vorgenommen, gemeinsam mit Herzkönig und dem Grinsekätzchen der lieben Einladung zu folgen und mich eben von dannen zu machen, sollte es mit meiner Gesundheit...

Weil wir - neben zwei großen Tüten Knallwerk und alkoholischem Kleinod - nicht mit leeren Händen kommen wollten, habe ich mir ein kleines Mitbringsel für die überschaubare Gästeschar an Nachbarn ausgedacht. 
Als kleine Tischdekoration und Grundausrüstung für den Start ins Neue Jahr habe ich dieses kleine Wunder(kerzen)werk kreiert. Goldig, oder?



Während alle Gäste heißhungrig über ein wirklich fantastisches Buffet herfielen und sich mit Flüssigem in Partystimmung begaben, bereitete mir die Gastgeberin eine große Tasse Fencheltee mit einer Zwieback-Garnitur dazu. Sigh! Nein, ich will kein Party-Crasher sein!

Trotz meiner temporären Abstinenz von jedwedem Blubberzeug, möchte ich Dir dennoch mein liebstes Partygetränk vorstellen, das zu hundert Prozent kinder- und autofahrerkompatibel ist, weil einfach nur fruchtig frisch und alkoholfrei.
Here you are: Du brauchst hierfür lediglich eine große Dose Litschis und Zitronenlimonade (ich verwende hierzu immer die "sieben-aufwärts"). Evtl. Eiswürfel. Und/oder einen Schuss Selters. Ganz einfach? Jahaaaa. Aber so etwas von lecker. Ich sag´s Dir. Dekoriert wird stilsicher mit goldenem Zuckerstreuselrand, Strohhalm und einer Litschi. Prost Neujahr! (Für mich, wie gesagt, Fencheltee. Ohne goldige Zuckerstreusel! Prost. Ich gehe jetzt heim....)






Psssst. Falls Du Berlin zu Silveser erleben magst und neben der klassischen (Touristen-)Meile am Brandenburger Tor einen echten Geheimtipp suchst, kann ich Dir die Modersohn-Brücke in Friedrichshain empfehlen. Auf der von den Berlinern "Sunset-Bridge" getauften Brücke hat man einen nahezu unverbauten Ausblick in jede Himmelsrichtung  der Hauptstadt und kann nicht nur das Silvester-Feuerwerk grandios genießen... (sondern auch phantastische Sonnenauf- und -untergänge!)


Sonntag, 3. Januar 2016

Irgendwie fängt irgendwann, irgendwo die Zukunft an...

Ich erinnere mich noch genau an den Tag vor fünf Jahren, als wir den großen 40 Tonner mit all meinen Ruhrpott-Präziosen voraus schickten und uns zu dritt auf die Fahrt in ein neues Abenteuer einließen. Das Abenteuer Berlin. Oder besser: Berliner Vorstadt. (Ein himmelweiter Unterschied, wie ich erst jetzt weiß.)
Mein Herzkönig hatte im Vorfeld wochenlang mein "räumliches Packvermögen" belächelt und behauptete während der Umzugsplanung, ein 7,5 Tonner würde absolut ausreichen. Als Berufspendler kannte er meine Schrankesfülle und die eines kleinen Grinsekätzchens schlecht. 

Als wir am frühen Nachmittag das grandiose Gewucher des Ruhrpotts hinter uns ließen, überlegte ich, ob es richtig war, dem Umzug in die Peripherie der Hauptstadt zuzustimmen. Ja, ich erinnerte mich, ich hatte dem Umzug zugestimmt, auch wenn ich es nicht so gemeint hatte. Die Hormone hatten mein Hirn zerfressen, hatte ich doch erst zehn Monate zuvor unser kleines Grinsekätzchen zur Welt gebracht.
Sie saß ungrinsend, fast fauchend, in ihrem Kindersitz und verlangte nach Milch, während ihr die Palme aus dem Kofferraum, die nicht mehr in den Umzugswagen gepasst hatte, durch das Gesicht wedelte.

Die geschäftige A2 hob meine Laune nicht gerade. Überall nur Hinweisschilder "Achtung, Stau!", "soundsoviele Unfalltote in diesem Jahr" und ein Kampagnenschild am Straßenrand mit zahlreichen Aasgeiern auf einem Ast mit der Überschrift "Hallo Raser, wir warten."
Vermutlich sollten sie bewirken, dass wenn man ankommt, denkt: Es könnte schlimmer sein. Ich hatte verdammtes Glück, dass ich nicht tot bin!
Ja. Sie warteten. Stetig und beharrlich auf der A2. Jeden Tag. Und nicht nur auf Raser. Sie warteten auf mich, mein Leben. Mein Leben in der Ödnis der Berliner Vorstadt.

Der Radiosender spielte Nena´s 80er Jahre Song "Irgendwie, irgendwo, irgendwann". Ich fühlte, dass dieses Lied, das mich durch meine frühe Jugend begleitet und mir schier tosenden Applaus bei meiner ersten Jazzdance-Vorführung im Kinderhort eingebracht hatte, genau diesen Moment meines Lebens widerspiegelte:

Im Sturz durch Raum und Zeit, Richtung Unendlichkeit,
Fliegen Motten in das Licht, genau wie du und ich.
Irgendwie fängt irgendwann, irgendwo die Zukunft an, ich warte nicht mehr lang.
Liebe wird aus Mut gemacht, denk nicht lange nach,
Wir fahr´n auf Feuerrädern Richtung Zukunft durch die Nacht.
Gib mir die Hand, ich bau Dir ein Schloss aus Sand,
Irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Die Zeit ist reif für ein bisschen Zärtlichkeit, irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Im Sturz durch Zeit und Raum, erwacht aus einem Traum,
Nur ein kurzer Augenblick, dann kehrt die Nacht zurück.
Gib mir die Hand....

Nun gut. Auf "Feuerrädern" fuhren wir nicht, sondern im eigens für das Grinsekätzchen angeschafften Großraummobil. Und auch das "Schloss aus Sand" entpuppte sich glücklicherweise als solide Vorstadtvilla aus den 1889ern. Also, warum so kleinlich?

Berlin, pardon: Berliner VORSTADT, schien mir als Ruhrpottmädchen die Unendlichkeit. (Der irritierte Leser mag jetzt denken "Mein Gott, war die etwa noch nie weg aus ihrer Heimat?". "Doch,", sage ich, "war ich. Aber niemals auf so unbestimmte Zeit....") Weit weg von meiner großen, verrückten Sippe und all meinen Freunden. Weit weg von meinem 24/7-Job, meinen lieben, stets mitleidenden Kollegen und der Geschäftigkeit meines bisherigen Alltags. 
Von Hundert auf nahezu Null: Vollzeitmutter, Homemakerin und Geiergejagte. "Kann das gut gehen?", fragte ich mich damals. 
Und "wird das noch gut gehen?", frage ich mich heute...