Dienstag, 5. Dezember 2017

Rübsinnig

Manche Dinge schmecken erst nach dem ersten Frost richtig lecker, pflegte meine Uromi immer zu sagen und bereitete uns ihren wunderbaren Steckrübeneintopf immer erst im tiefen Winter zu. 

Steckrüben feiern, wie ich bemerkt habe, ein klitzekleines Revival, waren sie doch als Bauern- oder Kriegsessen lange verpöhnt und recht unpopulär.  
Wenn ich was zu ihrer Popularität beitragen kann, dann mit dem Familienrezept meiner Uromi, die die leicht süße Knolle in meinen Kindertagen immer zu einem feinen Eintopf verarbeitet hat. 





Uromi wusste über die "ostpreußische Ananas" einiges zu berichten, galt sie doch zu Kriegszeiten als Universal-Lebensmittel und Nährstoffwunder, aus dem zahlreiche kuriose Gerichte und auch Getränke gefertigt wurden. Kaffee, Marmelade, ja sogar "falsche Schnitzel" aus der Schale standen insb. zu Zeiten des ersten Weltkrieges auf dem Speiseplan. 
Fast ein Glück also, dass Uromi mir nur die Eintopf-Variante daraus zauberte. Schon als Kind war ich ganz verliebt in diesen zarten Geschmack, der in Kombination mit Kartoffeln, Geschnetzeltem und nur ein paar Gewürzen so ein Wohlgefühl verlieh.

Der erste Frost zog bereits durch die Berliner Vorstadt und so griff ich die Tage - an Uromi denkend - im Supermarkt beherzt zur lilaorangen Rübe. 

Für Uromis deftig-herbsüßen Steckrübeneintopf benötigt man:

eine feste Steckrübe mit glatter Schale (die kleineren sind meist zarter als die großen)
Kartoffeln 
800 ml gute Gemüsebrühe
Butterschmalz
Geschnetzeltes vom Bio-Kalb
zwei kleine Zwiebeln
Majoran
Salz & Pfeffer aus der Mühle

Zuerst wäscht Du das Fleisch, tupfst es trocken und brätst es in Butterschmalz scharf mit den klein geschnittenen Zwiebeln an. 
Ist das Fleisch angebraten, fügst Du nun die geschälten und gewürfelten (kleiner Kraftakt!) Steckrüben sowie Kartoffeln hinzu, gießt mit Gemüsebrühe auf und lässt alles schön für ca. 30 Minuten köcheln. Die Steckrübe sollte nicht zu lange kochen, weil sie dann kohlig und bitter wird. 
Mit Majoran, Salz und Pfeffer wird der Eintopf gewürzt. Ich mag ihn gern suppiger, weswegen ich entsprechend mehr Gemüsebrühe beifüge. Als das Grinsekätzchen noch kleiner war, haben wir den Eintopf oft gestampft. Auch in dieser Konsistenz mag ich ihn sehr gern.



Also, versuch Dich doch mal daran. Er wärmt definitiv den Magen und verströhmt so ein klitzekleines Gefühl von Nostalgie, vor allem in meinem royalblauen Vintage-Geschirr mit dem alten Silberbesteck.


Herrlich, wenn Du mich fragst! 

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