Dienstag, 20. Februar 2018

Mondsüchtig

Im Moment wird auf sämtlichen Social-Media-Kanälen ja revivalt, was das Zeug hält: angefangen bei Vintage-Frisuren und Klamotten aus den 60ern, 70ern und 80igern, Kultmöbeln aus selbigen Jahrzehnten, Gebrauchs- und Dekostücken, wie Makremee-Ampeln, handgewebten Wandteppichen, Sofortbild-Kameras, Flokatis, etc. Die Liste der gehypten Relikte aus der Vergangenheit ist lang. Und ich muss zugeben, ich mag nichts mehr, als in alten Zeiten zu verweilen und Erinnerungsstücke neu in Szene zu setzen.

Als ich die Tage also darüber sinnierte, was ich - als Kind der lovely 70ies - so richtig trendy fand, kam ich auf eine DIY-Idee, die ich seinerzeit mit meiner lieben Tante praktizierte: SCHMELZGRANULAT! 
Meine Tante und ich fertigten damals (die Benutzung dieses Adverbs flößt mir Angst ein und lässt mich unglaublich alt fühlen), also besser: vor einiger Zeit, wunderbare Untersetzer, Mobiles und Fensterbilder - für sämtliche Familienmitglieder. Selbst heute findet sich noch in dem ein oder anderen Familienhaushalt ein Überbleibsel unseres Kreativfiebers. Schmelzgranulat lag voll im Trend. Damals.

Im Internet kundig gemacht, fand ich schnell heraus, dass Schmelzgranulat heute zwar total in Vergessenheit geraten, aber immer noch im Handel verfügbar ist. Habe mir darauf hin erst einmal eine Basisausstattung bestellt (und später weiteres, günstiges Zubehör im Kleinanzeigen-Portal), 

Meine Idee - ein ausgefallenes Mobilee - als Wiedereinsteiger-Projekt zu fertigen, setzte ich prompt nach Lieferung um.

Die Phasen des Mondes sollten dabei mein Vorbild sein und mit folgender Grundausstattung ließ sich das Projekt schnell umsetzen:

🌑 Schmelzgranulat in Blau, Gelb und Gold
🌘 evtl. Dosierhilfe in Form von kl. Becher oder Löffel
🌗 mind. zwei Schmelzteller mit einem Dmr. von 8 cm
🌖 ein Stück biegsame Pappe als Abtrennhilfe
🌕 eine Pinzette
🌔 einen Zahnstocher
🌓 eine (Nagel-)Feile
🌒 Garn zum Aufhängen der Elemente (Nylon oder Lurex)
🌑 ein schönes Aststück




Das Prinzip - sofern Du es nicht eh schon kennen solltest - ist ganz einfach: die feuerfesten runden oder eckigen Schälchen, die z.T. zum Lieferumfang mit dazu gehören, werden nach Geschmack mit dem Kunststoff-Granulat befüllt.  Im Ofen bei ca. 180 Grad schmilzt es dann zu wunderbar (halb-)transparenten Scheiben, mit denen sich allerhand Dekoratives anfangen lässt. 

In den nächsten Monaten werde ich noch verschiedene Ideen mit dem Granulat vorstellen, denn wie Du Dir vielleicht denken kannst, ist mein Mobilee erst der Auftakt einer wunderbaren Reise in meine kreative Kindheit... (Und ich finde, Schmelzgranulat verdient auf jeden Fall das Prädikat: extrem revival-würdig!) 

Zurück zu meinen Mondphasen: für mein Mobilee werden 7 Monde benötigt, wobei sich 2 x 3 Phasen gleichen, später nur spiegelverkehrt aufgehängt werden. Der Vollmond bildet in dem Kreislauf des zu- und abnehmenden Mondes dabei die Mitte.

Ein Stück Pappe, das als Trennhilfe zwischen Mond(phase) und Himmel also gelbgold und blau dient, wird leicht gebogen, so dass es eine exakte Abtrennung zwischen oberem und unterem Schälchenrand darstellt. 

Dann wird die erste, abgetrennte Seite mit blauem Granulat befüllt. Man kann direkt aus dem Döschen schütten, Dosierbecher (alter Medikamenten-Becher) oder Löffel helfen allerdings bei einer genaueren Platzierung. 
Sollte sich dennoch mal ein Granulatsteinchen verirren, kannst Du es mit einer Pinzette vorsichtig wieder ins rechte (Backofen-)Licht rücken. Außerdem lassen sich mit der Pinzette auch einzelne Farbakzente kreieren. Dazu aber mehr in meinen nächsten Projekten.



Ist das blaue Granulat nun eingefüllt, wird die andere Seite, die die Sichel darstellt, mit gold- und gelbfarbenem Granulat befüllt. Ich habe mich hier bewusst für zwei Mondfarben entschieden, da goldenes Granulat blickdicht, gelbes jedoch transparent im Backofen schmilzt. Die Oberfläche sieht somit später spannender aus.
Sind beide Seiten befüllt, kann die Papphilfe nun vorsichtig entfernt werden. 
Gleiches Procedere mit dem zweiten bzw. allen anderen Schälchen - bis auf den Vollmond - durchführen. 

In der Nahaufnahme erkennt man, dass das Granulat durchaus unterschiedliche Formen (weil unterschiedliche Hersteller) hat: mal kantig, mal rund, mal in Stäbchenform. Nach dem Brennen werden alle Körner allerdings zu einer einheitlichen Masse. 





In Ermangelung weiterer Schälchen geht es jetzt zunächst also ans Brennen der zwei gefertigten Mondphasen. 
Bei 180 - 200 Grad wird das Granulat nun 20 - 25 Minuten im vorgeheizten Backofen platziert. 
Du kannst zusehen, wie die kleinen Körnchen langsam schmelzen und zu einer homogenen, glänzenden Masse werden. 
Ich empfehle eine gute Durchlüftung während des Schmelzvorgangs, da der Kunststoff doch unangenehme Gerüche entwickelt!

Ist die Oberfläche glatt geschmolzen, können die Förmchen mit dem heißen Granulat aus dem Ofen geholt werden. Vorsicht! Verbrennungsgefahr.
Mit einem Zahnstocher oder ähnlichem spitzen Hilfsmittel müssen nun recht zügig Löcher an den späteren Aufhängestellen gepiekst werden. Da das heiße Granulat sehr zähflüssig ist, empfiehlt es sich, hier mit kreisenden Bewegungen zu pieksen, damit das Loch sich nicht wieder verschließt. 
Nun darf das Granulat auskühlen, was man an knackenden Geräuschen in den Schälchen recht schnell erkennt.
(Alternativ kann man natürlich auch mit einem Akku-Bohrer und feinem Bohreraufsatz nach dem Auskühlen die Löcher bohren.)















Sind alle Mondphasen "abgebacken", mit Loch versehen und ausgekühlt, kannst Du - bei Bedarf - die meist noch etwas rauhen Ränder mit einer Nagelfeile leicht glätten. 




Danach geht es ans Auffädeln der "Goldstücke". Nylon- oder Lurexgarn eignet sich am besten; ich habe mich für die güldene Variante entschieden.

Da meine Monde später als "V" an dem Stock hängen sollen, habe ich die Lurexfäden zunächst am Stock befestigt, dann jeweils die Scheiben nur aufgefädelt. So kann man sie von der Länge her besser justieren; sind die Monde "in Position" wird das Lurexgarn an den Scheiben fixiert.





Um Dir die unglaublich schöne Leuchtkraft des geschmolzenen Granulats zu zeigen, habe ich Dir das Mobilee mal an der Wohnzimmertür abfotografiert. 










Final dürfen meine Monde als hübsches Wandobjekt allerdings im Schlafzimmer ihre Kreise ziehen. 
Direkt an meinem Nachttisch werden sie mir nun allabendlich entgegen strahlen und mich genüsslich in die Federn sinken lassen...

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